Auswaschung von Bioziden im urbanen Raum (F. Freiburger)
Problemstellung
Trotz der bestehenden Vorsorgemaßnahmen bei der Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln (PSM) sind immer wieder Überschreitungen von Grenzwerten und Umweltqualitätsnormen in Grund‐ und Oberflächengewässern festzustellen. Der Eintrag von Bioziden in Gewässer im urbanen Bereich ist jedoch noch ein relativ junges Forschungsfeld. Eine aktuelle Studie aus der Schweiz zeigte, dass die Gewässerbelastung durch urbane Biozide höher sein kann als durch landwirtschaftliche PSM. Auch im Großraum Berlin wurden erhöhte Biozid-Konzentrationen im Stadtabfluss gemessen. Werden kontaminierte Wässer zentral in Regenwasserversickerungsanlagen versickert, besteht ein potenzielles Eintragsrisiko in das Grundwasser. Genau dieses Risiko wird vom aktuellen Projekt MUTReWa untersucht, hierbei geht es neben den Muttersubstanzen auch um Transformationsprozesse. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zu diesem Themenfeld leisten. Dabei soll die aktuelle Literatur zu urbanen Bioziden gesichtet und systematisch ausgewertet werden. Jene wird mit aktuellen Messdaten aus Freiburg verglichen. Am Ende soll ein Modellkonzept zur Abschätzung von Auswaschungsraten aus urbanen Flächen erstellt werden, das dann auf das Stadtgebiet von Freiburg angewendet wird.
Zielsetzung
1. Ermittlung von Austragverhalten und Auswaschungsraten von urbanen Bioziden aus unterschiedlichen Flächen (Fassaden, Dächer, Wege- und Verkehrsflächen)
2. Ermittlung und Parametrisierung des Zusammenhangs zwischen Niederschlagseigenschaften (Intensität, Dauer), Gebietseigenschaften (Art der Fläche, Vorfeuchte) und Biozidkonzentration, -bzw. fracht im Stadtabfluss
Methodik
In einem ersten Schritt soll aktuelle Literatur soll auf das Austrags-/Auswaschungsverhalten von urbanen Bioziden untersucht werden. Hierbei sind verschiedene Flächen und Stoffe zu unterscheiden. Dichtungsmaterialien von Flachdächern werden gegen Durchwurzelung oder Fäulnis behandelt, Fassadenfarben gegen Algen- oder Schimmelbefall. Zusätzlich werden Wege und Straßen mit Herbiziden behandelt. Es kommen verschiedene Stoffe in Betracht, ein besonderer Fokus soll auf Diuron, Terbutryn und Octhilinon (OIT) gelegt werden, die in aktuellen Beprobungen in Freiburg in zwei Regenwasserversicherungsanlagen nachgewiesen wurden.
In einem zweiten Schritt sollen Biozid-Konzentrationen mit Gebiets- und Niederschlagsparametern korreliert und die ermittelten Zusammenhänge dazu verwendet werden, ein einfaches konzeptionelles Modell zur Biozidauswaschung aufzustellen.
Betreuung
Jens Lange, Tobias Schütz, Nicole Jackisch
Kontakt
Jens Lange jens.lange@hydrology.uni-freiburg.de
Sprache
Deutsch
Literatur
Burkhardt, M., Dietschweiler, C., 2013. Mengenabschätzung von Bioziden in Schutzmitteln in der Schweiz, Bautenfarben und –putze (PA 7), Holz (PA 8), Mauerwerk (PA 10) und Antifouling (PA 21), Im Auftrag des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU), Bern.
Burkhardt, M., Zuleeg, S., Vonbank, R., Bester, K., Carmeliet, J., Boller, M., Wangler, T., 2012. Leaching of Biocides from Façades under Natural Weather Conditions, Environ. Sci. Technol. 46 (10), 5497–5503.
Wicke, D., Matzinger, A., Rouault, P. (2015). Relevanz organischer Spurenstoffe im Regenwasserabfluss Berlins, Abschlussbericht 11409UEPII/2, KompetenzZentrum Wasser Berlin GmbH.